Es gibt einen neuen Plan. Seitdem ich mein Layout über den Haufen geworfen und beschlossen habe, wesentlich reduzierter und systematischer vorzugehen, ist mir was aufgefallen. Das Verhältnis von Textmenge und gestalterischem Aufwand ist nicht ausgeglichen. 182 kaum gestaltete Seiten mit kaum erkennbaren Bildern zu kaum vorhandenen Texten ergeben einen kaum erkennbaren Arbeitsaufwand. War nicht so. Wirklich nicht, die letzten Wochen sind eine Geschichte existenziellen Leidens. Ich bin ein seelisches Wrack. Aber das kann man leider nicht sehen, weder an mir noch an meinem „Werk“. Außer meiner studentischen Befindlichkeit wird es niemanden interessieren.
Ich stehe an meinem Badfenster, starre auf die Zigarette in meiner Hand und mache mir Sorgen (wie so oft), als mir die Lösung im Rauch erscheint:
Du musst schreiben. Schreib um dein Diplom. 182 kaum gestaltete Seiten mit kaum erkennbaren Bildern zu 182 gut geschriebenen Texten könnte funktionieren. 182. Echt jetzt? Ja. Und meine Professorin? Meine „ich habe keine Zeit ihre Mails zu lesen – sie sind mir zu lang – rufen sie mich lieber an“ Professorin? Ich nehme einen tiefen Zug und schaue angestrengt in den Rauch. Nichts. Ende des Orakels.
Ich widme mich wieder meinem Rechner und erstelle in Excel eine 182 Tage umfassende Liste. Auch wenn ich zum Prokrastinieren offiziell keine Zeit mehr habe, Listen machen geht immer. Vom 15. Oktober bis heute sollen 150 Tage jeweils eine Bildunterschrift, Headline und kurze Themenangabe für die Copy bekommen. Noch sind die Spalten weitestgehend ungefüllt. Aber ich teste das System für den heutigen Tag:
Bild: Siehe unten | Bildunterschrift: Blick aus meinem Badfenster | Headline: Kippenorakel | Thema Nr. 150: „Need to write“ | Copy: Siehe oben
Noch knapp drei Wochen bis Redaktionsschluss. 182 Texte. Na dann.

Blick aus meinem Badfenster