Mein Bett und ich haben seit DD ein gespaltenes Verhältnis. Es ist schockierend, der mir liebste Ort der Welt, mein kuschelweiches, wohliges Nest lädt mich nicht mehr freundlich ein, sondern droht mir: „Geh früh schlafen, dann kannst Du früh aufstehen!“ raunt es aus der Zimmerecke.
Und in meinem Kopf dröhnt es: „Haha, der Tag ist rum und Du hast ihn wieder verrafft, Du faule Sau, aber es ist nie zu spät, geh ins Bett und morgen kann alles gut werden!“
Aber das ist nicht alles. Sobald ich mich von den superteuren Stiftung Warentest geprüften arktischen Gänsedaunen der Güteklasse A umschmiegen lasse, widerwillig mein Handy stelle, das Licht lösche (ja, jetzt kommt Pathos in die Sache, hey, es geht um mein Bett!) und mein Kuschelkissen in Position rücke, geht der Vorhang auf und Tatatataaaa: Die Kopfkinovorstellung beginnt.
Ungeachtet der Tatsache, dass ich es geschafft habe, meine wirklich letzte Zigarette an diesem Tag zu rauchen, ins Bad zu gehen, mich „bettfertig“ zu machen und das ganze sogar VOR Mitternacht, werde ich mich jetzt auf eine mindestens dreistündige Vorstellung von „worüber ich heute noch nicht nachgedacht habe“ freuen können.
Diplomanteil: geschätzte 5 Prozent. Worum es in den anderen 95 % geht? Och, ja, ich weiß es nicht mehr so genau. Und ich fürchte, ich werde es auch nicht mehr herausfinden können, ich habe nämlich die Taktik geändert.
Ich scheiß auf mein Bett. Das hässliche IKEA-Gestell, ich kann’s nicht mehr sehen. Der Lattenrost, durch. Die Matratze, ah, ich will nicht drüber reden. Die Decke, gut, spitzen Daune, aber auch nur 140*200 groß, lächerlich. Die Meinung von meinem Bett, sie interessiert mich nicht mehr! Du hast an Anziehungskraft verloren, Chéri, es tut mir Leid, aber ich habe neue Freunde:
PhotoBooth und Photoshop! Danke Apple, danke Adobe (ich zahle die Rechte noch, lasst mich noch schnell mein Diplom machen und dann zahle ich sie, versprochen!).
Die neue Taktik heißt: Kopfhörer auf, Rechner an und hello me, myself and I, die Frau der tausend Gesichter bin ich! Ok, Cindy Sherman hat mir einiges voraus, aber die hat auch schon mit 5 angefangen, das zählt nicht.
Step 1: Foto machen.
Step 2: Foto bearbeiten.
Zwei bis drei Stunden kriege ich damit rum. Locker! Und wie viel Uhr ist es dann? Kurz nach drei, YES! Die Grenze der Disziplin ist lange überschritten, mein Bett beleidigt verstummt, und ich dermaßen müde, dass sogar die Kopfkinospätvorstellung schon vorbei ist.
Herzlich willkommen, im Reich der Träume! Sie haben erfolgreich alle Chancen für einen Neuanfang zu Nichte gemacht, Gratulation und – schlafen Sie gut.