digitaler sprengsatz

Ich leide zurzeit nicht nur unter DD, sondern auch unter diversen anderen Problemen. Aber seit DD erlangen diese Probleme ganz neue Dimensionen. Ich will nicht sagen, dass ich sie hege und pflege, aber zumindest ihre Relevanz schiebt sich in Ruhephasen unangenehm in den Vordergrund.

Der Rechner ist hochgefahren, Word geöffnet, auf einem leeren Dokument blinkt ein nervöser Cursor und plötzlich ändert sich das Bild und wie von Geisterhand öffnet sich mein Emailprogramm. Mal Mails checken. Eigentlich brauche ich das nicht, mein Programm ruft meine Mails automatisch ab und damit ich die wichtigen Neuzugänge sofort bemerke, ertönt ein leises „Zonk“ sobald Schlecker mich über die neuen Fotoprintkonditionen informieren möchte. Super praktisch. Aber leider nur alle zehn Minuten, da muss ich zwischen Minute 2 und 3 selbst kontrollieren, ob wirklich noch keine Mail unterwegs ist.

Um die Enttäuschung über einen leeren Posteingang zu überwinden, habe ich eine feine Taktik entwickelt. Leerer Posteingang heißt ja nicht leer, sondern nur nicht aktuell aufgefüllt. Es gibt massenhaft spannende Mails in meinem Emailprogramm. Massenhaft! Und die besten sind natürlich von mir. Das Interessante daran, sie finden sich nicht unter Gesendete, sondern unter Entwürfe. Das sind freshe, jungfräuliche Emails, die niemand außer mir je zu Gesicht bekommen hat. Sie sind lang und sie sind brisant, so brisant, dass sie diesen Ordner vermutlich nie verlassen werden. Und deswegen mag ich sie so. Sie kribbeln beim Durchlesen, allein der Gedanke, doch noch auf Senden zu klicken und sie dann ihrem und vor allem meinem Schicksal zu überlassen, ohja, es ist aufregend. Wie das Spiel mit Dynamit. Es tröstet über jeden leeren Posteingang hinweg, das Stöbern in diesen Dokumenten meiner tiefsten, inneren Problemwelt, die so wundervoll von meinem Diplom ablenkt…

Wie auch immer, brisante, nie wegzuschickende Emails verfassen und wieder und wieder lesen: geschätzte 120 Stunden. Haha, mindestens. Mindestens!

dynamit

the obvious

Wolle, Wolle, Wolle, danke für diese wundervolle Inspiration! Ich habe mir gleich fünf Mal hintereinander meine Weissagungen shufflen lassen, ein Ende ist nicht in Sicht! iTunes ist so schon einer meiner liebsten virtuellen Aufenthaltsorte, aber seitdem es als Orakel fungiert klettert es auf die 1 meiner Best of Procrastination.

Zur Nachahmung dringstens empfohlen:

1. Put Your iTunes on Shuffle.
2. For each question, press the next button to get your answer.
3. Write down the name of the song no matter how silly it sounds!

What do your friends think of you?
The Patient
(Tool)

If someone says, “Is this okay?” You say?
Sysiphos At Work
(Peer Raben)

How would you describe yourself?
Public Meditation
(Tab Two)

What do you like in a guy/girl?
Special Needs
(Placebo)

How do you feel today?
Wow, I can get sexual too!
(Say Anything)

What is your life’s purpose?
Raise the Dead
(Groove Armada)

What is your motto?
The Creator has a Masterplan
(Pharoah Sanders)

What do you think about very often?
One of us is gonna die young
(State of the Ark)

What do you think of your best friend?
Planet of Visions
(Kraftwerk)

What do you think of the person you like?
Mission Ypsilon
(Fanta 4)

What is your life story?
From disco to disco
(Les Rythmes Digitales)

What do you want to be when you grow up?
Drug Lord
(Helmet)

What do you think of when you see the person you like/love
Alpha Beta Parking Lot
(Cake)

What will you dance to at your wedding?
Forever indebted
(Shout Out Out Out Out)

What will they play at your funeral?
The persistence of loss
(NIN)

What is your hobby/interest?
… Goodbye!
(International Pony)

What is your biggest fear?
Fly in my soup
(Safety Scissors)

What is your biggest secret?
Superheroes
(Daft Punk)

What do you think of your friends?
Tent in your Pants
(Peaches)

What will you post this as?
The Obvious
(Orgy)

masterplan

Cindy Sherman.

Mein Bett und ich haben seit DD ein gespaltenes Verhältnis. Es ist schockierend, der mir liebste Ort der Welt, mein kuschelweiches, wohliges Nest lädt mich nicht mehr freundlich ein, sondern droht mir: „Geh früh schlafen, dann kannst Du früh aufstehen!“ raunt es aus der Zimmerecke.

Und in meinem Kopf dröhnt es: „Haha, der Tag ist rum und Du hast ihn wieder verrafft, Du faule Sau, aber es ist nie zu spät, geh ins Bett und morgen kann alles gut werden!“

Aber das ist nicht alles. Sobald ich mich von den superteuren Stiftung Warentest geprüften arktischen Gänsedaunen der Güteklasse A umschmiegen lasse, widerwillig mein Handy stelle, das Licht lösche (ja, jetzt kommt Pathos in die Sache, hey, es geht um mein Bett!) und mein Kuschelkissen in Position rücke, geht der Vorhang auf und Tatatataaaa: Die Kopfkinovorstellung beginnt.

Ungeachtet der Tatsache, dass ich es geschafft habe, meine wirklich letzte Zigarette an diesem Tag zu rauchen, ins Bad zu gehen, mich „bettfertig“ zu machen und das ganze sogar VOR Mitternacht, werde ich mich jetzt auf eine mindestens dreistündige Vorstellung von „worüber ich heute noch nicht nachgedacht habe“ freuen können.
Diplomanteil: geschätzte 5 Prozent. Worum es in den anderen 95 % geht? Och, ja, ich weiß es nicht mehr so genau. Und ich fürchte, ich werde es auch nicht mehr herausfinden können, ich habe nämlich die Taktik geändert.

Ich scheiß auf mein Bett. Das hässliche IKEA-Gestell, ich kann’s nicht mehr sehen. Der Lattenrost, durch. Die Matratze, ah, ich will nicht drüber reden. Die Decke, gut, spitzen Daune, aber auch nur 140*200 groß, lächerlich. Die Meinung von meinem Bett, sie interessiert mich nicht mehr! Du hast an Anziehungskraft verloren, Chéri, es tut mir Leid, aber ich habe neue Freunde:

PhotoBooth und Photoshop! Danke Apple, danke Adobe (ich zahle die Rechte noch, lasst mich noch schnell mein Diplom machen und dann zahle ich sie, versprochen!).
Die neue Taktik heißt: Kopfhörer auf, Rechner an und hello me, myself and I, die Frau der tausend Gesichter bin ich! Ok, Cindy Sherman hat mir einiges voraus, aber die hat auch schon mit 5 angefangen, das zählt nicht.

Step 1: Foto machen.
Step 2: Foto bearbeiten.
Zwei bis drei Stunden kriege ich damit rum. Locker! Und wie viel Uhr ist es dann? Kurz nach drei, YES! Die Grenze der Disziplin ist lange überschritten, mein Bett beleidigt verstummt, und ich dermaßen müde, dass sogar die Kopfkinospätvorstellung schon vorbei ist.

Herzlich willkommen, im Reich der Träume! Sie haben erfolgreich alle Chancen für einen Neuanfang zu Nichte gemacht, Gratulation und – schlafen Sie gut.
schneew3